Immer wieder hört und liest man Geschichten über ehemalige Heimkinder (zwischen den 50er und 70er Jahren), das sie damals in den Heimen ausgeliefert, gedemütigt, sexuell missbraucht, seelischen Qualen ausgesetzt waren. Viele kämpfen heute noch mit den Folgen. Auch heute leben noch 100.000 Kinder in Heimen und Jugendwohneinrichtungen. Viele trauen sich nicht darüber zu reden, weil sie immer noch noch mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Dieses Forum möchte dabei helfen, Vorurteile abzubauen und Erlebtes ein wenig zu verarbeiten. Jeder ist dazu herzlich eingeladen.
Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Bindungsfähigkeit und Verlustangst
#1
Bindungsangst und Verlustangst gehören unmittelbar zusammen. Aber um Verlustangst zu haben muss man erst das Gefühl der Bindung kennen. Beziehungsabbrüche im Kindesalter bis hin zur Pubertätszeit kann ein Kind traumatisieren und seelische Verletzungen zufügen. Die Bindungsfähigkeit wird eingeschränkt, das Vertrauen auf den Partner oder sich neu zu binden, verwandet sich in Misstrauen und bei machen Menschen ist es sicher so, das durch die Verlusterfahrungen in der Kindheit und auf dem Weg zum erwachsen werden zu einer inneren Leere führen und nicht mehr bereit sind, durch eingehen von Bindungen, wieder einen Verlust hin nehmen zu müssen oder zu riskieren.

Bei mir ist es so, das die ersten 5-6 Jahre meines Lebens völlig ausgelöscht sind und kein Mensch weiß, was mit mir bis dahin passiert war, wo ich untergebracht, versorgt wurde.

Ich erinnere mich, das ich nicht in der Lage war, wirklich Freundschaften zu schließen, sich sogar Kinder von mir absonderten, weil sie spürten ich sei anders (steht sogar in meinen Akten). Vertrauen aufzubauen fiel mir schwer, war unruhig, in mich gekehrt, und redete nie und nur wenn ich gefragt wurde. Es gab eine Schwester (damals war ich in Aachen in einem Waisenhaus)  an der ich wahnsinnig hing und es machte mich wütend und aggressiv, wenn ich sah, das sie sich auch um andere Kinder bemühte. Nur wenn sie einem anderen Kind über die Haare strich, konnte ich schon ausrasten.

Und genau diese Schwester an der ich mit meiner ganzen Faser meines "Kinderherzen" hang, brachte mich nach Essen in ein anderes Heim. Damals war ich wie traumatisiert und ich habe diesen Verlust bis heute nicht richtig verschmerzen können.

Ich erinnere mich an stereotype Verhaltensweisen, Oder wenn andere Kinder vor unseren Augen halb zu Tode geprügelt wurden. Man erstarrte mit der Zeit, gewöhnte sich daran, selbst verprügelt zu werden, oder den Misshandlungen ohne Regung und Gefühl zu zu schauen, oder driftete gedanklich soweit ab, so das man von den Prügelorgien kaum noch etwas mit bekam.

Ja ich kann Verbindungen eingehen, aber sie sind nur oberflächlich und nichts sagend und immer habe ich mich vom anderen getrennt. Es war nie umgekehrt, so konnten erst keine Verlustängste auf kommen.

Viele von Euch sind in Heime oder Jugendwerkhöfe gewesen. Hattet ihr Angst Euch zu binden? Wie geht  Du mit Verlustängsten um? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Übert Heimkinder wie wir

Dieses Forum möchte dabei helfen, Stigmatisierungen und Vorurteile gegenüber Heimkindern von damals und heute ab zu bauen.

Jeder kann dazu beitragen und ist dazu herzlich im Forum eingeladen.

              Schnellnavigation

              Benuitzer Links