Weihnachten war für mich im Heim eine der schönsten Tage an die ich mich gern zurück erinnere. Doch trotz allem hatte es einen leichten Beigeschmack. Jedes Jahr zu Weihnachten kam irgendein Mann in einem Nikolauskostüm zu uns auf die Station. Wochenlag vorher wurden Gedichte und Lieder einstudiert, die wir dann diesem kostümierten Mann vortragen mussten.
Wenn er dann kam und nicht alleine, sondern mit einem Mann der sich als Knecht Ruprecht entpuppte, mit einer großen Rute und einen großen Sack in der Hand, läutete er schon im Treppenhaus seine Glocke. Unsere Station war in der dritten Etage und es gab keinen Aufzug.
Wenn wir die Glocken hörten, sah man die Spannung und Erwartung der Kinder in den Gesichtern.. Bei manchen waren auch Ängstlichkeit und Unsicherheit zu spüren. Es war immer ein sehr feierlicher Augenblick, wenn er die Station betrat. Er setzte sich dann auf einem vorbereiteten Stuhl, der wie ein Thron aus sah und fragte wie immer, ob wir auch brav gewesen seien und das er ein Buch dabei habe, wo alles drin stehen würde. Wenn wir nicht artig gewesen wären, würden wir statt ein Geschenk die Rute bekommen.
Dann schlug er sein Buch auf und dann mussten die Kinder einzeln auftreten und sich vor ihm aufstellen. Manche mussten ein Gedicht aufsagen oder ein Weihnachtslied singen. Bei jedem einzelnen Kind erzählte er dann was es denn so arg böses oder nicht böses getan hat.
Eigentlich waren wir alle das ganze Jahr artig (wie sollten wir auch unartig sein. (Es wurde ja gleich alles nieder geknüppelt), und ich kann mich kaum erinnern, das jemand die Rute bekam. Wenn die Kinder einzeln vor ihm aufgetreten waren, öffnete er den Sack holte irgeind ein Geschenk heraus.
Wenn er bei 30 Mädchen dann durch war, läutete er wieder die Glocke und verließ die Station um zur nächsten zu gehen.
Gab es das bei Euch im Heim auch?
Wenn es das gab, wie habt Ihr Euch dabei gefühlt?
Und gibt es das heute noch?
