Ich bin stolz darauf, ein Heimkind zu sein

  • Nein, ich gehe damit sicherlich nicht hausieren und trotzdem, kann ich zu mir selbst stehen und eingestehen, das ich nun mal in einem Heim aufwuchs. Wem es nicht gefällt, der soll sich rum drehn und gehen. Mittlerweile habe ich soviel Selbstbewußtsein zu dem zu stehen,, wo her ich komme und was ich bin. Niemand muss sich dessen schämen, denn wir hatten nicht die Wahl als wir auf die Welt kamen.

    Als ich mit 17 Jahren praktisch auf der Straße stand, allein, ohne von der Welt da draußen nur den Schimmer einer Ahnung zu haben, kämpfte ich mich alleine durch. Vom Jugendamt war keine Hilfe zu erwarten und das "Wissen" was mir fehlte um im Leben klar zu kommen, habe ich mir selbst angeeignet. Es war schwer und ich mußte auch sehr viele Rückschläge ein stecken und manchmal wollte ich auf geben und nicht weiter machen und allem, besonders von mir, zu beenden.

    Zu Anfang sagte ich mir auch immer, was man uns im Heim einbäute, "du schaffst das nicht, du taugst nichts, du bist sowas von überflüssig und was nicht noch alles. Einmal wurde ich bei einer Prügelattacke sogar als Hure beschimpft, wobei ich damals gar nicht wußte, was das ist. Zu den körperlichen- kam dann auch noch der seelische Stress bzw. Schmerz dazu. Doch dann als mich immer selbst fertig zu machen, drehte ich irgendwann den Spieß um, und redete mir selbst gut zu. Das hat funktioniert, nicht immer, aber mindestens zu 80%

    Doch im nach hinein habe ich nicht auf gegeben. Alles was ich bin, alles was ich habe oder hatte, habe ich mir selbst erkämpfen, erarbeiten und aneignen müssen, ohne jemals Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Ich habe einen Beruf erlernt, habe zwei Kinder groß gezogen, habe einen Enkel, den ich sehr liebe und ich habe einen Mann gefunden der zu 100% zu mir steht.

    Heute kann ich mich zurück lehnen und beruhigt auf mein Leben schauen. Über die Hälfte meines Lebens,gab es Rückschläge, Vertrauensbrüche, Einsamkeit und Depression. Doch ich habe mich davon nicht fertig machen lassen und darauf bin ich sehr stolz.

  • Dass ich für mehrere Jahre im Heim war, erzähle ich normalerweise niemandem, außer Therapeutinnen oder Menschen, die ich ohne schlechtes Gewissen als gute Freunde bezeichnen kann. Viele sind das natürlich nicht.

    Ich kann nicht behaupten, dass ich so bewusst zu meiner Kinderheimzeit stehen kann, wie du es für dich beschreibst. Für mich ist diese Zeit immer noch mit Scham verbunden, obwohl ich mir sage: Objektiv brauche ich mich dafür nicht zu schämen. Es war ja nicht meine Schuld als Kind, dass ich ins im Heim musste, sondern die das Versagen der Erwachsenen. Die Scham ist wahrscheinlich ein unverarbeitetes Introjekt von damals, das ich nie losgeworden bin.

    Der einzige „Vorteil“ meiner Kinderheimzeit liegt wahrscheinlich darin, dass ich den Wert einer liebevollen und glücklichen Kindheit heute als Erwachsener umso mehr zu schätzen weiß. Es hilf mir heute nur nicht mehr viel, denn ich kann meine Kindheit ja nicht nachholen und das lässt auf der anderen Seite auf wieder viel Wehmut zurück.

  • Ich kann nicht behaupten, dass ich so bewusst zu meiner Kinderheimzeit stehen kann, wie du es für dich beschreibst.

    Natürlich erzähle ich das auch nicht jeden. Nicht jeden interessiert das oder hört zu. Ich rede nur darüber, wenn ich gefragt werde oder wenn wirklich jemand Interesse an mir zeigt. Doch ich stehe zu meiner Kindheit und kann auch offen darüber reden.

    Doch ich verstehe Dich gut Stefan, denn ich habe auch sehr sehr lange dafür gebraucht, darüber reden zu können.

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